In Deutschland haben Frauen freie Wahlmöglichkeiten bezüglich ihrer Bildung und ihres Arbeitsplatzes. Jede kann theoretisch lernen und werden, was sie will und wo sie will – ob Vorstand der BVG (Berliner Verkehrsbetriebe) oder Bundeskanzlerin. Als Frau kann ich mich entscheiden, ob oder wieviel ich nach der Geburt meines Kindes wieder arbeiten möchte. Ich kann mich frei bewegen, darf wählen und schulde niemandem Rechenschaft.
Selbstverständlich? Sogar in Deutschland noch nicht allzu lange.
- Erst seit 1918 darf eine Frau in Deutschland wählen. Das ist noch nicht einmal 100 Jahre her.
- Bis 1956 musste eine Frau ihren Job als Lehrerin aufgeben, wenn sie heiratete.
- Seit 1957 darf eine Frau (in Westdeutschland) ohne Einwilligung ihres Mannes ein Konto eröffnen.
- Bis 1958 durfte der Ehemann den Job der Frau kündigen (Westdeutschland).
- Auch seit 1958 erst darf eine Frau ohne Zustimmung ihres Ehemannes oder Vaters den Führerschein machen (Westdeutschland).
- Seit 1966 in Ostdeutschland und erst seit 1977 ist die Frau grundsätzlich berechtigt, erwerbstätig zu sein – auch ohne Zustimmung des Mannes.
Um diese unsere heutige Freiheit zu initiieren und durchzusetzen, sind Frauen auf die Straße gegangen. Haben Steine geschmissen. Wurden mit der Guillotine hingerichtet. In Gefängnisse eingesperrt. Verurteilt. Und gesellschaftlich und familiär geächtet.
Ich danke den Suffragetten und allen anderen Frauen, die sich für die Gleichberechtigung der Frauen eingesetzt haben und somit den Grundstein für unsere heutigen Freiheiten gelegt haben.
Aber wir sind noch nicht am Ziel!
Es geht heute nicht mehr um die Frage der Gleichberechtigung sondern der Gleichstellung. Nicht um die Frage, ob wir arbeiten dürfen, sondern in welcher Position und zu welchen Bedingungen – sprich wie weit kommen wir als Frau auf der Karriereleiter und wie werden wir im Vergleich bezahlt?
Zum Vergleich ein paar Zahlen.
Seit 2015 schreibt eine Quote vor, dass es in den Vorständen von “großen” Unternehmen mindestens 30% Frauen geben muss – das sind aktuell 108 Unternehmen.
Der Frauenanteil in den Vorständen der DAX Unternehmen liegt bei 29,2% – wobei als Spitzenreiter die Deutsche Börse mit 41,7% und Volkswagen als Schlusslicht mit 15% rangiert. (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Frauen_in_den_Aufsichtsräten_der_DAX-Unternehmen)
Europaweit liegt Deutschland auf Platz 9 was den Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft angeht. (https://de.wikipedia.org/wiki/Frauenquote)
In Bezug auf Gehälter verdienen Frauen aktuell bei vergleichbarer Tätigkeit und äquivalenter Qualifikation 7% weniger als Männer (bereinigter Gender Pay Gap). Generell verglichen liegt der Unterschied bei 21% – dieser Wert (unbereinigter Gender Pay Gap) liegt höher, da er berücksichtigt, dass Frauen an bestimmte Berufe bzw. Karrierestufen gar nicht erst herankommen.
(https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2016/03/PD16_097_621.html)
Da ist noch Luft nach oben!
Unabhängig davon, ob es in Zukunft weitere Gesetze geben wird, die eine Quote oder Gleichstellung der Bezahlung von Frauen vorsieht, müssen wir nicht darauf warten, dass dies eintritt.
Wir müssen nicht so lange die Hände in unseren Schoß legen.
Wir müssen aber auch nicht mit Steinen schmeißen oder unser Leben riskieren.
Wir können an unserem Verhandlungsgeschick arbeiten.
Über unseren Schatten und den MUT aufbringen, klar und deutlich zu sagen, was wir verdienen wollen.
Dass Frauen sich häufiger bei dem Thema Geld schwerer tun, beobachte ich schon lange: Als ich das erste Mal als angehende Personalleiterin in einem Personalgespräch mit einer Frau saß und das Thema auf das Gehalt zu sprechen kam, durfte ich Zeugin einer seltsamen Verwandlung werden: Die gut qualifizierte und erfahrene Projektleiterin, die schon einige Budgets gestemmt hatte, verwandelte sich in ein unsicheres Reh mit aufgerissenen Augen, welches unruhig auf dem Stuhl herum rutschte und das Zittern in ihrer Stimme nicht verbergen konnte. Ein gefundenes Fressen für den Vorgesetzten, um sie entspannt runter zu handeln.
Ja, ungerecht. Nicht fair.
Aber das muss ja nicht so bleiben!
Seitdem beschäftige ich mich mit dem Thema Verhandlungstaktik und Rhetorik. Und habe heimlich Kolleginnen auf ihre Personalgespräche vorbereitet und ihnen dadurch zu einem angemessenen weil fairem weil gleichem Gehalt wie männliche Kollegen verholfen. Manchen auch mehr.
Mittlerweile bin ich selbstständig und halte u.a. Trainings und Workshops zu dem Thema ab. Sowohl für Angestellte als auch für Selbstständige, denn das Prinzip ist das gleiche.
Ich bin überzeugt, dass wir Frauen jenseits von Quoten und Gesetzesentscheidungen noch einiges selber in der Hand haben, um den Gender Pay Gap zu verringern. Dass wir nicht machtlos sind.
Wenn auch du meinst, mehr zu verdienen und auch mehr verdienen willst und bereit bist, dafür an deiner Taktik zu arbeiten, dann habe ich hier ein paar Tipps für dich.
- Bereite dich vor. Bereite dich so richtig gut vor.
- Recherchiere deinen Marktwert. Per Google. Per Rückfrage im Freundes/Bekanntenkreis. Nutze dein Netzwerk!
- Überlege dir jenseits deines Wunschziels, was du noch in der Verhandlung erreichen möchtest – es geht ja nicht immer nur um Geld, sondern auch um inhaltliche Punkte.
- Da du davon ausgehen kannst, dass du mit deinem Wunschziel nicht durchkommst (ja, es ist ein Basar, ob es dir gefällt oder nicht, aber so sind die Spielregeln nun mal), überlege dir mit welchem Preis du einsteigst und wie tief du runter gehen willst – habe diese Zahlen fest im Kopf
- Welche Argumente hast du, die deinen Preis, dein Ziel untermauern?
- Schreibe deine Argumente auf.
- Fasse sie zu Gruppen zusammen, strukturiere sie nach Relevanz und Überzeugungskraft. Das stärkste Argument kommt immer zum Schluss!
- Beachte: Eine Verhandlung ist keine Erpressung!
- Wenn du dein Ziel im ersten Schritt nicht erreichst, drohe nicht.
- Überlege dir, was die nächsten Schritte sein können, um dein Ziel zu erreichen.
- Gib nicht auf! Rom wurde auch nicht an einem Tag erschaffen!
- Übe! Übe! Übe!
- Sprich deine Zahlen laut vor dem Spiegel aus. Mindestens fünf mal. Bis deine Stimme kräftig und fest ist.
- Übe deine Argumentation mit einer vertrauten Person. Das Ausformulieren und Sprechen gibt dir Sicherheit.
- Achte auf deine Stimme und Körperhaltung. Atme ruhig, achte auf eine tiefere Tonlage, sitz gerade, Schultern zurück – das gibt deiner Lunge mehr Volumen.
- Fange an, Geld zu lieben. Nur was du liebst, ziehst du an. Wenn du Geld innerlich ablehnst (Geld stinkt, reiche Menschen sind schlecht…), weil du entsprechende Glaubenssätze hast, wirst du niemanden überzeugen können, dir mehr zu geben.
- Wiederhole laut den Satz “Ich liebe Geld” bis es sich nicht mehr komisch anfühlt.
- Nutze deine Imagination: Stell dir vor, wie es ist, dein Wunschgeld zu bekommen. Wie es sich anfühlt. Fantasiere ordentlich rum und genieße es.
Ich würde mich freuen, wenn du mit diesen Tipps selbstbewusster und stärker in die nächste Verhandlungssituation hinein gehst. Nimm dir diese Übungen zu Herzen, insbesondere Punkt 5. Wenn du dir hier im Inneren nicht klar bist, wirkt deine Forderung aufgesetzt und gespielt.
Deine feste Überzeugung, dass du diesen Preis wert bist, muss von innen heraus leuchten. Sich in jeder Faser deines Körpers verankert haben. Aus jeder Pore deiner Haut strömen.
Ich bin mir sicher, dass wir noch viel erreichen können und werden.
Denn wir sind ja auch schon sehr weit gekommen – lasst uns weitergehen.
Susannes nächster Verhandlungsworkshop in Berlin ist am 11. Oktober – mit dem Code “FrauimBusiness” erhältst du 10% Rabatt: https://www.eventbrite.de/e/unzufrieden-mit-deinem-einkommen-lerne-verhandeln-tickets-26849378213
Susanne Schwarz ist zertifizierte systemische Life & Business Coach aus Berlin. Sie bietet Einzelcoachings für persönlichen oder berufliche Veränderungsprozesse an und organisiert Coaching-Retreats innerhalb von Deutschland sowie in Surfcamps in Spanien oder Portugal. Zusätzlich unterstützt sie Start-ups in Berlin als Interim HR. In ihren offenen Workshops gibt sie ihr Wissen aus den Bereichen Verhandlung, Selbstmanagement und Lebensvision weiter.
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